Wahrhaftig sein, Auge in Auge

Es regnete den ganzen Tag. Nichts war zu hören außer einer Frau, die weinte, betete oder »Nein, nicht!« flehte im Haus neben unserem heruntergekommenen Hotel, dem Dokone, das einst Florida geheißen hatte, bevor der Krieg die alten Viertel von Mamba Point in Monrovia verwüstete.

Aus einem meiner Tagebücher:
»12. November 2003.
Kein Licht. Wolf liegt auf dem Bett. Er denkt nach. Die Frau weint nicht mehr, seit ich “Hör auf!” in die Dunkelheit und den Regen gerufen habe – an den Mann gerichtet, der seine Frau mit einem Gürtel oder einer Peitsche schlug. Wolf setzt sich auf. Er beginnt, sich zu erinnern:

“Die Nordallianz startete eine Offensive gegen ein unter der Kontrolle von Taliban stehendes Gebiet, die aber nicht mit deren Regime verbunden waren. Es kam zu einer absonderlichen militärischen Allianz zwischen damaligen Feinden. General Dostums Streitkräfte stürmten die Region, darunter auch das Dorf, aus dem mein Dolmetscher kam. Alles wurde zerstört. …“

Conflict Archive

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